Schulpflicht in Windeln?

erschienen in Aargauer Zeitung/Nordwestschweiz, 4. Mai 2015, 16. Der Kindergarten ist obligatorisch und in die Schulpflicht eingebunden. Damit setzt die Bildungspolitik ein Zeichen, dass sie die frühe Förderung ernst nimmt. Tatsächlich können viele Kindergärtler schon rechnen, lesen oder schreiben. Gelernt haben sie es im Förderkurs, von den Eltern oder beim grossen Bruder abgeschaut. Nur, Kindergärten haben eigentlich andere Probleme. In unseren Forschungsstudien klagen viele Lehrkräfte über massive Entwicklungsdefizite. Der Anteil der Kinder, die kaum mehr Treppen steigen, die Hände selbst waschen,...
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Sucht nach Sehnsucht? Warum sie uns gerade in der Weihnachtszeit umtreibt

Ein Teil dieses Blogs ist erschienen in der Aargauer Zeitung/Nordwestschweiz, 08.12.2014, 16. Wir alle kennen die Sehnsucht: Das Ziehen in der Brust, das heftige und schmerzliche Verlangen nach etwas Unerfüllbarem – aber auch das Schwelgen in der Vorstellung vom grossen Glück. Sehnsucht ist eine Quelle von Lebendigkeit, aber auch ein Grund für masslose Enttäuschungen, wenn sie nicht erfüllt wird. Das beste Beispiel für die Sehnsucht als bittersüsse Zwiespältigkeit ist das Weihnachtsfest, das Fest der Liebe, der Geborgenheit und Besinnlichkeit. Ist es...
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Kitas als Luxushotels. Weshalb sie Chancenungleichheiten verstärken

In der Schweiz war es lange Zeit verpönt, von Elite zu sprechen. Ich erinnere mich gut, als ich in den 1990er Jahren meine Dissertation zum Thema Hochbegabung schrieb und meine Anfrage von den Kantonen – was sie denn für hochbegabte Schüler tun würden – regelmässig mit der Rückmeldung beantwortet wurde: «Wir danken Ihnen für Ihre Anfrage, aber leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir in unserem Kanton keine Hochbegabten haben.» Es erstaunt somit kaum, dass es weder im Schul- noch im...
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Langeweile ist ein böses Kraut

Ich erinnere mich noch gut, wie ich mich als Mädchen an den Familiensonntagen enorm langweilte: am Morgen in die Sonntagschule, beim immer gleichen Mittagessen mit Schnitzel, Pommes Frites und Ananas aus der Dose und dann bei einem Spaziergang an der Aare, wohlverstanden in den «Sonntagskleidern», die keinesfalls schmutzig werden durften. Hand aufs Herz: Wer kennt keine Langeweile? Jeden Tag schlagen sich bekanntlich viele Menschen ihre Stunden tot. Sie machen Unsinn, nichts Wichtiges, trödeln vor sich hin oder warten auf etwas Unbestimmtes....
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«Neue» Väter brauchen «neue» Mütter

Vielleicht gehen die letzten zehn Jahre als Dekade der «neuen Väter» in die Geschichtsbücher ein. Alle Welt spricht heute von ihnen als den aktiven und engagierten Männern. Auch die Familienpolitik hat sie entdeckt, man denke nur an die jüngsten Diskussionen um den Vaterschaftsurlaub. Die Figur des neuen Vaters hat somit enorme Popularität erlangt. Einerseits ist dies natürlich positiv, andererseits aber auch mit Problemen verbunden: erstens, weil der neue Vater vor allem negativ bestimmt ist und sich von der Figur des männlichen...
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Späte(re) Karrieren von Paaren erwünscht!

Janet Yellen ist seit dem 1. Februar 2014 die erste Frau, welche der mächtigsten Notenbank der Welt, dem Federal Reserve Board (Fed) vorsteht. Geboren am 13. August 1946 war sie zu diesem Zeitpunkt genau 67.6 Jahre alt. Zwei Jahre nach dem offiziellen Pensionierungsalter schlägt sie das wichtigste Kapitel ihrer Laufbahn auf. Weshalb erwähne ich Yellen? Aus zwei Gründen: erstens, weil sie ein Modell dafür ist, dass die Laufbahn von Frauen oft anders verläuft als die von Männern; zweitens, weil Michael Schönenberger...
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Der falsche Blick auf «die armen Migrantenkinder»

Schon lange ist bekannt, dass Kinder mit Migrationshintergrund schlechtere Schulleistungen erbringen als einheimische Kinder und dass diese Unterschiede, vor allem in den sprachlichen und sozialen Kompetenzen, bereits beim Eintritt in den Kindergarten deutlich sichtbar werden. Darauf verweisen viele Studien. Eine Konsequenz aus diesen empirischen Tatsachen war und ist, dass solche Kinder in sprachlich ausgerichteten Gruppen, in Sprachförderprogrammen oder in anderen Massnahmen gezielt gefördert werden. Bund, Kantone und Gemeinden geben hierfür viel Geld aus. Diese Strategie ist bisher auf grosse Akzeptanz gestossen...
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Kinder haben ein Recht auf blaue Flecken

  erschienen in: Nordwestschweiz, 4.01.2014, S. 2   Kürzlich habe ich ein kleines Mädchen beobachtet, wie es behutsam und hoch konzentriert über ein etwa ein Meter hohes Mäuerchen balancierte. Aufgeschreckt wurde es durch eine sich überschlagende Stimme: «Pass sofort auf!» Das Mädchen erstarrte und sein Blick zeigte, dass es nicht mehr in der Lage war, einen einzigen Schritt weiterzugehen. In seinem Gesicht spiegelte sich die Angst – die Angst seiner Mutter, die es auch sofort von der Mauer herunterholte. Dieses Beispiel...
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Mehr Bauchgefühl für Eltern in der frühen Förderung!

Viele, vor allem gut ausgebildete Eltern sind heute überinformiert. Sie wissen alles über Hirnforschung, über Babymassage, über Einschlaf- und Durchschlaf- oder Anti-Schreimethoden, über die richtige Ernährung oder über frühes Fremdsprachenlernen. Sie klammern sich an Lernkurven fest, vergleichen ihr Kind ständig mit dem Nachwuchs der Nachbarn und haben Angst vor eigenen Fehlern. Dabei verkümmert häufig ihre Intuition, d.h. ihre Fähigkeit, zu spüren, was gut für ihr Kind ist und was nicht. Eltern sollten wieder lernen, besser auf ihr Bauchgefühl zu hören, aber...
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«Kinder unter zwei Jahren sollten nicht in die Kita.» Wirklich?

Eine Replik auf das Interview in der NZZ vom 4.11.2013 zu "Das Baby gehört zu seinen Eltern" mit Rainer Böhm Für mehr als zwei Drittel der Kleinkinder in der Schweiz ist Fremdbetreuung ein Teil ihres Lebens. Als wichtige Errungenschaft ermöglicht sie Müttern und Vätern, Kindererziehung und Berufstätigkeit zu vereinbaren. Trotzdem machen sich viele Eltern Sorgen über die Auswirkungen, aber die wenigsten getrauen sich, offen darüber zu sprechen. Was bedeutet es, wenn der Zweijährige jeden Morgen weint, wenn er in die Krippe...
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