Wunderkinder zwischen Mythos und Realität

Ein Beitrag zum Lucerne Festival, «Kindheit – Biotope der Herkunft» am 26.08.2018 https://www.lucernefestival.ch/de/programm/alma-deutscher-sol-gabetta-martin-meyer-ua/869   Zwei Gründe nähren die Vermutung, es gäbe heute mehr Wunderkinder. Erstens berichten die Medien in grosser Regelmässigkeit von jungen Genies. Man denke an die TV-Sendung «Deutschland sucht den Superstar / Kids», in der musikalische Talente bis 14 Jahre präsentiert und beurteilt werden. Zweitens ist in den letzten Jahren das Interesse an den Möglichkeiten der Frühförderung enorm gestiegen. Gemässigte Formen von Frühreife wie Frühlesen und Frührechnen oder ein akzeleriertes...
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Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Weshalb diese Redewendung nur die halbe Wahrheit ist

Vorbei sind die Zeiten, als Bildung wie bei den alten Römern und Griechen noch »schola« und »schole« hiess und als Zeit verlieren, Innehalten und Musse finden verstanden wurde. Dass sie heute vielfach mit einem Treibhaus gleichgesetzt wird, hat seinen Grund auch in der Forschung, in erster Linie in den Neurowissenschaften, der Psychologie und der Erziehungswissenschaft. Obwohl diese Wissenschaften unterschiedliche Schwerpunkte setzen, bauen sie auf einem gemeinsamen Grundverständnis auf: Sie erachten die Vorschuljahre als eine Zeit enormen körperlichen, emotionalen und geistigen Wachstums,...
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Ein neues Phänomen: Spielunfähige Kinder

Das Spiel ist der entscheidende Motor für die kindliche Entwicklung und deshalb die wichtigste Frühfördermassnahme. Beim Spielen lernen Kinder für das Leben. Je spielhaltiger das Lernen ist, desto nachhaltiger ist es für die Intelligenzentwicklung und das psychische Wohlbefinden. Körperliche Aktivitäten haben auch einen wichtigen Einfluss auf die physische Gesundheit. Kinder, die viel im Freien spielen, erkranken seltener an Asthma, Niesanfällen, Heuschnupfen oder Ekzemen. Dies ist das Hauptergebnis der internationalen Untersuchung Parsifal*. Das Spielen steht auch bei den Kindern selbst hoch im...
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Ich will - und zwar sofort! Mangelnde emotionale Kompetenzen im Vorschulalter und ihre Folgen

Viele Vorschulkinder können heute mehr als noch vor zwanzig Jahren. Beispielsweise schon Sätzchen lesen, bis auf 100 zählen, Geige spielen oder sich auf Englisch unterhalten. Dies nicht etwa deshalb, weil sie generell gescheiter geworden sind, sondern, weil sie früher und intensiver gefördert werden. Frühförderung ist in. Die Vielfalt an Angeboten ist riesig, die Nachfrage auch. Allerdings sind nicht wenige dieser Kinder emotional retardiert. Sie können kaum warten, bis sie etwas bekommen. Ist dies nicht der Fall, reagieren sie mit Wutausbrüchen. Tisch...
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Mütter im Wettbewerb

Alle Welt spricht heute von den Eltern, die ihre Kinder zu sehr in den Mittelpunkt stellen, und sie wie kleine Könige behandeln. Kaum jemand hat bisher jedoch gefragt, woher dieser Trend eigentlich kommt. Meine Vermutung ist, dass es vor allem der Wettbewerbs- und Leistungsgedanke ist, der in den letzten Jahren zunehmend um sich greift und (werdende) Eltern auf diese Weise sozialisiert. Ich möchte dies an drei Beispielen diskutieren: anhand der Untersuchungen in der Schwangerschaft, der Stillpropaganda nach der Geburt und der...
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Nannys: Die schwierige Rolle der neuen Schattenmütter

Nannys – auch Kinderfrauen oder Kindermädchen genannt – sind populärer denn je. Einer der Hauptgründe dürfte darin liegen, dass Kita-Plätze für gut verdienende Paare so teuer sind. 3‘500 bis 4500 CHF kostet eine Nanny etwa im Monat, weshalb es sich ab zwei, mit Sicherheit jedoch ab drei Kindern lohnen kann, eine solche zu engagieren. Gerade deshalb dürfte das «Nanny-Sharing» – d.h. wenn mindestens drei Familien gemeinsam eine Nanny engagieren, welche bis zu maximal vier Kinder in einem Haushalt betreuen darf –...
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Kitas als Luxushotels. Weshalb sie Chancenungleichheiten verstärken

In der Schweiz war es lange Zeit verpönt, von Elite zu sprechen. Ich erinnere mich gut, als ich in den 1990er Jahren meine Dissertation zum Thema Hochbegabung schrieb und meine Anfrage von den Kantonen – was sie denn für hochbegabte Schüler tun würden – regelmässig mit der Rückmeldung beantwortet wurde: «Wir danken Ihnen für Ihre Anfrage, aber leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir in unserem Kanton keine Hochbegabten haben.» Es erstaunt somit kaum, dass es weder im Schul- noch im...
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