Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Neue Denkmuster erwünscht!

Erschienen in: Aargauer Zeitung/Nordostschweiz, 15.02.2016, 18.   Frauenquoten, gleicher Lohn für Frau und Mann, Teilzeitarbeit auch für Väter, Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Der Weg zur Gleichberechtigung ist gepflastert mit Schlagworten. Die Marschrichtung scheint klar, der Weg aber noch lang. Trotzdem beginnt uns diese Strategie zu überfordern. Sichtbar wird dies schon bei jungen Paaren, die Eltern werden. Man gibt das Kind möglichst früh in die Krippe, damit Mütter gleichberechtigt mit den Vätern wieder arbeiten gehen können. Auch die Wirtschaft ist höchst...
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Elternwille und Gymnasium. Weshalb Mama und Papa beim Übertritt weniger Mitspracherecht haben sollten

Wer in der Schweiz die Chance bekommt, das Gymnasium zu besuchen, stammt wahrscheinlich aus einer gut situierten Familie. Arbeiterkinder oder solche aus einfachen Migrantenfamilien haben hingegen fünfmal schlechtere Chancen – wohlverstanden bei gleichen Schulleistungen. Zu diesem Schluss kommen verschiedene Studien*. Weshalb dem so ist, erklären sie mit den primären und sekundären Herkunftseffekten:  Die primären Effekte werden für das Phänomen verantwortlich gemacht, dass Arbeiterkinder im Durchschnitt schlechtere Schulnoten als besser situierte Kinder haben. Die Ursache wird dabei in der geringeren Anregung und...
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Das schweigende Geschlecht. Hintergründe zur Frage, weshalb die Männer in der Gleichstellungsdiskussion kaum eine Rolle spielen

erschienen in: NZZ, 08.01.2016, S.10, Teil 1.   Ich bin seit vielen Jahre Feministin. Meine Motivation war schon immer das Engagement gegen diskriminierende Geschlechterstrukturen unserer Gesellschaft. Heute bin ich verunsichert. Der Grund ist die Entwicklung der Gleichstellungspolitik und des jungen Feminismus. Die Gleichstellungseinrichtungen machen zwar professionelle Arbeit, aber sie haben zu wenig Rückhalt, insbesondere beim männlichen Geschlecht. Und der junge Feminismus, wie ihn die Ikone Laurie Penny postuliert, will eine Gleichstellung, die sich nicht mehr am Idealbild der Karrierefrau orientiert, sondern...
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Habe alles, möchte mehr! Über das Problem der Spielzeugberge an Weihnachten

erschienen in: Aargauer Zeitung/ Die Nordwestschweiz, 28.12.2015, 18.   Weihnachten ist vorbei. Schön sind die Erinnerungen an die leuchtenden Kinderaugen beim Anblick der Päckli unter dem Christbaum. Durchschnittlich 10.5 Geschenke bekommt ein Kind, zwei von den Eltern, vier von den beiden Grosseltern, je eines von Gotte und Götti, Tanten und Onkeln und vielleicht auch eines vom neuen Freund der Grossmutter. Schliesslich liebt man ja den Nachwuchs, deshalb kauft man ihm auch so viel Spielzeug. Unterschreiben würde das natürlich kaum jemand, und...
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Für ewig jung?

Die "Überalterung" ist eine Tatsache, welche uns enorm beschäftigt. Unwörter wie Rentnerschwemme, Grufties oder Altersheim Schweiz verweisen auf das schwierige Umfeld, in dem Altern heute stattfindet. Die Altersdebatte ist nach wie vor weitgehend eine Angstdebatte, auch wenn mediale Berichte von den jungen Alten anderes verheissen. Es erstaunt deshalb kaum, dass dieser Negativblick die Diskussion über das Altern beherrscht und die mit ihm verbundenen Chancen nahezu vollständig ignoriert. Das zeigt sich übrigens auch in vielen Altersleitbildern, die oft stark in dem verwurzelt...
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Eine «bildungsferne» Professorin. Weshalb wir den «bildungsfern» aus dem Vokabular streichen sollten

erschienen im Polit-Blog des Tagesanzeigers, 23.11.2015: http://blog.tagesanzeiger.ch/politblog/index.php/30971/eine-bildungsferne-professorin/   Ich bin ein Arbeiterkind. Mein Vater war Sattler und Tapezierer, meine Mutter arbeitete vor allem im Service. Heute wäre ich ein «bildungsfernes» Kind. Als bildungsfern gilt in den PISA-Studien, wenn die Familie nur wenige Meter Bücher besitzt, das Kind kein eigenes Zimmer und keinen eigenen Schreibtisch hat, die Eltern nur bescheiden ausgebildet sind und mit dem Nachwuchs selten oder nie Bibliotheken besuchen. Dies alles trifft für meine Kindheit zu. Darunter, dass ich ein...
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Wann ist ein Mann ein guter Vater?

Am Morgen müssen sie früh weg, am Abend kommen sie spät nach Hause. Sind sie endlich da, wechseln sie Windeln, erzählen eine Gutenachtgeschichte oder helfen bei den Hausaufgaben zum Dreisatzrechnen. Tatsächlich hat sich bei den Vätern in den letzten Jahren Vieles geändert. Sie investieren deutlich mehr Zeit in ihre Kinder und mit überwiegend hohem Engagement. Trotzdem ist der Standardvorwurf aus weiblichem Munde immer noch weitgehend derselbe: Männer sind das faule Geschlecht. Sie tun zu wenig im Haushalt, und wenn das Kind...
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In der Berufsbildung dominiert die Defizitperspektive

Dass Stichworte wie Talente, Begabungen, Expertise, Leistungsexzellenz – oder wie immer man Potenziale nennen will – Eingang in den Berufsbildungsdiskurs gefunden haben, ist glücklicherweise auch eine Folge des innovativen Berufsbildungsgesetzes. Die in Art. 18 und Art. 21b festgehaltene Pflicht zur Förderung leistungsstarker Berufslernender weist der Ausbildung des Nachwuchses eine grundlegende Bedeutung und den Berufsschulen und Ausbildungsbetrieben eine spezifische Verantwortung  und Innovationsbereitschaft zu. Berufliche Begabten- und Talentförderung ist damit zu einer wichtigen, berufspädagogischen Aufgabe geworden. Auch der Bundesrat hat verschiedentlich von der...
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Arbeiterkinder an die Uniǃ Was die Diskussion über die Akademikerfalle ausblendet

Das Gerede von der Akademikerschwemme ärgert mich, auch deshalb, weil Berufsbildung und Gymnasium immer wieder gegeneinander ausgespielt werden. Es muss nicht jeder studieren, heisst es, leistungsstarke Schüler wären in einer Berufslehre oft besser aufgehoben als im Gymi. Stimmt! Und zwar für solche, die eigentlich handwerkliche Begabungen hätten, sich aber kaum für akademische Inhalte interessieren und die Matura nur mit Ach und Krach hinkriegen. Für eine jenseits junger Migranten nahezu unbeachtete Gruppe trifft jedoch Umgekehrtes zu: Kinder aus einheimischen Arbeiterfamilien, die das...
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Begabt, aber faul. Das Phänomen der Minderleister

Jeder kennt sie: die Schüler, die trotz hoher Begabung aufgrund schlechter Noten den Übertritt ins Gymnasium nicht schaffen oder keine anspruchsvolle Lehrstelle bekommen, Schülerinnen, die sich ohne Hausaufgaben zu erledigen mit knapp genügenden Noten über die Runden schlängeln oder Erwachsene, die trotz ihrer Begabung wenig anspruchsvolle Berufe ausüben oder gar ihre Ausbildung abbrechen. Und auch in der Fachliteratur werden nicht wenige begabte Menschen beschrieben, die in der Schule mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt hatten, dann jedoch ausgesprochen erfolgreiche Erwachsene wurden....
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