Langeweile ist ein böses Kraut

Ich erinnere mich noch gut, wie ich mich als Mädchen an den Familiensonntagen enorm langweilte: am Morgen in die Sonntagschule, beim immer gleichen Mittagessen mit Schnitzel, Pommes Frites und Ananas aus der Dose und dann bei einem Spaziergang an der Aare, wohlverstanden in den «Sonntagskleidern», die keinesfalls schmutzig werden durften. Hand aufs Herz: Wer kennt keine Langeweile? Jeden Tag schlagen sich bekanntlich viele Menschen ihre Stunden tot. Sie machen Unsinn, nichts Wichtiges, trödeln vor sich hin oder warten auf etwas Unbestimmtes....
Weiterlesen

«Neue» Väter brauchen «neue» Mütter

Vielleicht gehen die letzten zehn Jahre als Dekade der «neuen Väter» in die Geschichtsbücher ein. Alle Welt spricht heute von ihnen als den aktiven und engagierten Männern. Auch die Familienpolitik hat sie entdeckt, man denke nur an die jüngsten Diskussionen um den Vaterschaftsurlaub. Die Figur des neuen Vaters hat somit enorme Popularität erlangt. Einerseits ist dies natürlich positiv, andererseits aber auch mit Problemen verbunden: erstens, weil der neue Vater vor allem negativ bestimmt ist und sich von der Figur des männlichen...
Weiterlesen

Die Akademisierungsfalle: ein Plädoyer für die praktische Intelligenz

Für immer mehr Berufsausbildungen braucht es eine Matura, z.B. um Kindergärtnerin oder Pflegefachmann zu werden. Viele internationale Unternehmen wollen nur noch Leute mit einem Hochschulabschluss einstellen. Die Schweiz braucht mehr akademische Power! Tatsächlich? Zwar will ich hier nicht in die teils übertriebene Kritik am «Akademisierungsboom» einstimmen (vgl. auch meinen Blog vom Juli 2013). Aber ich möchte seine zunehmend elitären Züge etwas genauer unter die Lupe nehmen und dabei auch aufzeigen, weshalb eine akademische Ausbildung keinesfalls berufliche Expertise garantiert. Die aktuelle Bildungseuphorie...
Weiterlesen

Späte(re) Karrieren von Paaren erwünscht!

Janet Yellen ist seit dem 1. Februar 2014 die erste Frau, welche der mächtigsten Notenbank der Welt, dem Federal Reserve Board (Fed) vorsteht. Geboren am 13. August 1946 war sie zu diesem Zeitpunkt genau 67.6 Jahre alt. Zwei Jahre nach dem offiziellen Pensionierungsalter schlägt sie das wichtigste Kapitel ihrer Laufbahn auf. Weshalb erwähne ich Yellen? Aus zwei Gründen: erstens, weil sie ein Modell dafür ist, dass die Laufbahn von Frauen oft anders verläuft als die von Männern; zweitens, weil Michael Schönenberger...
Weiterlesen

Bloss keine schmutzigen Hände! Der Image-Faktor ist das wichtigste Berufswahkriterium

Am 21. Januar 2014 diskutierten wir in der Arena**** der Swiss Bau in Basel unter dem Titel «Wer baut die Schweiz von morgen?» die Frage, wo die Gründe für den Mangel an Nachwuchskräften liegen. Und auch am 13. Februar 2014 haben wir im Rahmen des Laufenburger Gesprächs zum Lehrlingsmangel, das von der Technischen Rundschau organisiert worden ist (http://www.technische-rundschau.ch), die Aussage «Ohne Nachwuchs keine Swissness» unter die Lupe genommen. Dabei sind wir jeweils schnell auf zwei Aspekte gestossen: erstens auf die Bedeutung...
Weiterlesen

Die Tücken früher Sprachförderung

Erschienen in: NZZ, 5. Februar 2014, S. 21 In letzter Zeit berichten Kindergartenlehrkräfte immer wieder von eigenartigen Erfahrungen: Sie müssen zunehmend Kinder unterrichten, die kaum Deutsch können und auch einfache Fragen nicht verstehen. Viele dieser Kleinen haben jedoch vorher eine Krippe, eine Spielgruppe oder ein gezieltes Förderprogramm besucht, oft zusammen mit ihren Müttern. Wie kann das sein? Weshalb haben sich die Deutschkenntnisse solcher Kinder nicht markant verbessert? Bemüht sich das Personal zu wenig um sie, versagen die Angebote oder sind unsere...
Weiterlesen

Der falsche Blick auf «die armen Migrantenkinder»

Schon lange ist bekannt, dass Kinder mit Migrationshintergrund schlechtere Schulleistungen erbringen als einheimische Kinder und dass diese Unterschiede, vor allem in den sprachlichen und sozialen Kompetenzen, bereits beim Eintritt in den Kindergarten deutlich sichtbar werden. Darauf verweisen viele Studien. Eine Konsequenz aus diesen empirischen Tatsachen war und ist, dass solche Kinder in sprachlich ausgerichteten Gruppen, in Sprachförderprogrammen oder in anderen Massnahmen gezielt gefördert werden. Bund, Kantone und Gemeinden geben hierfür viel Geld aus. Diese Strategie ist bisher auf grosse Akzeptanz gestossen...
Weiterlesen

Kinder haben ein Recht auf blaue Flecken

  erschienen in: Nordwestschweiz, 4.01.2014, S. 2   Kürzlich habe ich ein kleines Mädchen beobachtet, wie es behutsam und hoch konzentriert über ein etwa ein Meter hohes Mäuerchen balancierte. Aufgeschreckt wurde es durch eine sich überschlagende Stimme: «Pass sofort auf!» Das Mädchen erstarrte und sein Blick zeigte, dass es nicht mehr in der Lage war, einen einzigen Schritt weiterzugehen. In seinem Gesicht spiegelte sich die Angst – die Angst seiner Mutter, die es auch sofort von der Mauer herunterholte. Dieses Beispiel...
Weiterlesen

Lehrlingsmangel: Ist die Berufsbildung in einer Krise?

Unglaublich, aber wahr: Noch vor ein paar Jahren dominierte die Jugendarbeitslosigkeit und die mit ihr verbundenen fehlenden Zukunftsperspektiven unserer Jugendlichen. Heute hat sich die Situation diametral verändert. Der Mangel an Ausbildungsplätzen ist einem Mangel an qualifizierten Bewerberinnen und Bewerbern gewichen: Aus dem Lehrstellenmangel ist ein Lehrlingsmangel geworden. In diesem Zusammenhang wurde bisher wenig diskutiert, dass dadurch auch die betriebliche Nachwuchssicherung und das unternehmerische Wachstum gefährdet sind. Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels dürfte sich diese Situation weiter verschärfen. Unbesetzte respektive schwierig zu besetzende...
Weiterlesen

Weshalb meiden Betriebe Realschüler?

Ist es nicht sonderbar? Zur Zeit verzeichnet die Schweiz einen markanten Lehrlingsmangel. Trotzdem sind laut dem Bundesamt für Statistik 10.6% der jungen Menschen ohne Arbeit resp. ohne Ausbildungsplatz. Daraus lässt sich der Schluss ziehen: Unser System produziert einerseits zu wenig potenzielle Auszubildende, andererseits immer noch zu viele Bildungsverlierer. Und zu ihnen gehören vor allem Realschüler. Warum ist das so? Schon lange wissen wir: Realschüler haben einen eher eingeschränkten Zugang zum Ausbildungsmarkt. Sie sind diejenigen, die am häufigsten im Übergangssystem vertreten sind:...
Weiterlesen

By accepting you will be accessing a service provided by a third-party external to https://www.margritstamm.ch/