In Watte gepackt – weshalb eine risikoscheue Kindheit schädlich ist

  Verantwortungsvolle Elternschaft wird mit der Pflicht gleichgesetzt, die Kinder dauernd zu überwachen. Dies ist jedoch eine spezifisch deutschsprachige und anglo-amerikanische Idee, denn in vielen anderen Gesellschaften geniessen Kinder weit mehr Freiheiten, sich alleine oder zumindest selbstverantwortlich in der Aussenwelt zu bewegen. Dabei ist unsere Angst um die kindliche Sicherheit auf einem beispiellosen und fast schon schizophrenen Niveau angelangt. Unfälle – ein aufgeschürftes Knie, ein Sturz vom Velo oder vom Dreirad – aber auch vielleicht eine Magenverstimmung, weil etwas nicht ganz...
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Die neue Ökonomie des Schulerfolgs

Die PISA-Studien, die seit dem Jahr 2000 in dreijährigem Turnus durchgeführt werden, haben dazu geführt, dass die Bildungspolitik einen Grossteil ihrer Energie für Schulen und ihre Schulleistungen verwendet. Die Schulen sollen nicht nur besser werden, sie sollen auch sicherstellen, dass alle Schüler bestimmte Niveaus erreichen. Deshalb werden bereits heute in vielen Kantonen Vergleichsprüfungen eingesetzt, im Kanton Aargau beispielsweise der «Check 5», ein freiwilliger Leistungstest für die 5. Klassen. Auch HarmoS sieht Bildungsstandards inklusive deren Überprüfung in den Fachbereichen Schulsprache, Fremdsprachen, Mathematik...
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Über die Seniorisierung in Betrieben: Warum es oft schwer ist, in Betrieben älter zu werden

Ich habe Jahrgang 1950. Viele meiner Altersgenossinnen und -genossen haben sich schon vor einiger Zeit langsam oder abrupt aus dem Berufsleben zurückgezogen. Das ist aber kaum etwas Besonderes, sondern entspricht einem allgemeinen gesellschaftlichen Phänomen, welches in allen westlichen Staaten beobachtbar ist. Obwohl ältere Menschen körperlich und geistig fitter sind als alle Generationen zuvor, steigen sie immer früher aus dem Arbeitsleben aus. Meine These ist dabei die, dass es neben den ökonomischen Ausstiegsanreizen keine Kultur der Arbeit für Ältere gibt. Das, was...
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Die Pflicht, ein perfektes Kind auf die Welt zu bringen

Eine Situation kürzlich im Zug: Ein Kind, augenfällig mit einer Trisomie 21, sitzt mit seiner Mutter in einem SBB-Erstklassabteil und unterhält sich mit ihr lautstark und auffällig. Neben mir eine Gruppe von Männern im besten Alter, die in ihre Management-Geschäfte vertieft sind, sich jedoch offenbar von diesem Kind gestört fühlen. Denn einer flüstert den anderen zu: «Wenn ich ein Kind wie dieses hätte, dann hätte ich den Arzt früh genug gebeten, es wegzumachen.» Ein Kind ‚wie dieses‘ wurde bis vor kurzem...
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Weshalb eine Abschaffung der Gymiprüfung keine Chancengerechtigkeit bewirkt

Aktuell ist die Abschaffung der Gymiprüfungen im Kanton Zürich in aller Leute Munde. Das Hauptargument der Befürworter, die im Kantonsrat eine parlamentarische Initiative eingereicht haben, ist das der verzerrten Zugangschancen und der Benachteiligung von Kindern aus weniger gebildeten und armen Familien. Das Hauptargument der Gegner betrifft die Angst vor Hunderten von zusätzlichen Schülern, welche die Gymnasien gar nicht verkraften könnten. Wer hat aus wissenschaftlicher Sicht ‚Recht‘? Zunächst einmal: eher die Befürworter! Für ihre Argumente spricht die Tatsache, dass der Zugang zum...
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Gut ausgebildete Frauen auf dem Heiratsmarkt

Junge Frauen sind im Vormarsch. Dass sie die Bildungsaufsteigerinnen sind, zeigt sich auch daran, dass etwa 55% der Studienanfänger weiblich sind. Das ist im Vergleich zu den 1930er Jahren, als meine Eltern geboren wurden, eine Revolution. Damals hatten 60% der Frauen gar keine Ausbildung. Bildung ist somit zum wesentlichen Faktor von Veränderung geworden, weswegen sich die Frauenleben in den vergangenen Jahrzehnten so rasant verändert haben. Nun lässt jedoch eine neue Studie die Befürchtung aufkommen, die gute Bildung könnte für junge Frauen...
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Krieg um die Familie

Die Wogen gehen hoch, die Meinungen sind mehr als nur gespalten: der Familienartikel, über den am 3. März abgestimmt wird, scheidet die Geister. Verständlich, dass die Bürgerinnen und Bürger so viel Herzblut in dieses Thema stecken, geht es doch schliesslich um das Herzstück unserer Existenz: Partner kommen und gehen, das Kind bleibt. Und Kinder und ihre Familien sind die Zukunft unserer Gesellschaft. Es ist deshalb von zentraler Bedeutung, wie sich die Schweiz in der Familienpolitik positioniert. Was weiss die Forschung hierzu?...
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Talentmanagement des Alter(n)s

Innenminister Alain Berset will das Pensionsalter auf 65 Jahre erhöhen. Der Verwaltungsratspräsident des Lebensversicherers Swiss Life, Rolf Dörig, rechnet mit einem künftigen Pensionsalter in der Schweiz ab 70 Jahren. Zudem plädiert er für die Flexibilisierung des Rentenalters. Sind das gute oder schlechte Nachrichten? Sicher schlechte für alle, welche sich auf das 'Dritte Lebensalter' freuen und die Rente ab 60 eingeplant haben. Doch, ist es eine gute Nachricht für all diejenigen, welche länger arbeiten wollen und künftig vielleicht auch dürfen? Ich will...
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Können gute Eltern faule Eltern sein? Wider dem Wahn der Erziehungsratgeber

Kürzlich hatte ich einen Vortrag im Rahmen eines Elternbildungstages. Dabei waren auffallend viele Väter mit ihren Kleinkindern anwesend. Sie kümmerten sich ganz selbstverständlich um ihren Nachwuchs, so dass offensichtlich wurde: Diese Männer sind nicht nur Sonntagsväter. Das hat mir gefallen. Was mich zunächst beeindruckt, dann jedoch zunehmend irritiert hat, war das Wissen dieser Väter über Kindererziehung, sprich, über das, was offenbar gerade in den neusten Erziehungsratgebern steht und ‚in‘ ist. Über die vielen Erziehungs-, Einschlaf- und Durchschlaf-, Anti-Schreimethoden etc. wussten diese...
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Problematische Reaktionen auf den Lehrlingsmangel

Die Unternehmen haben es zunehmend schwer, geeignete Lehrlinge zu finden. Noch vor drei Jahren gab es zu wenig Ausbildungsplätze, doch die Lage hat sich diametral gewendet. Und es sind nicht nur die kleinen Betriebe, welche keine Lehrlinge mehr finden, sondern ebenso die grossen Betriebe. Neueste Statistiken wie der Lehrstellenbarometer zeigen, dass erstmals seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2003 das Angebot die Nachfrage überstieg. Je nachdem, welche Quelle man konsultiert, blieben im Jahr 2012 zwischen 5000 und 8000 Lehrstellen unbesetzt. Glaubt...
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